Die Zeit hat ein schönes Lexikon (gefunden bei Fefe), das die Terminologie des Größten Innenministers Aller Zeiten erkärt. Das erinnert mich an ein anderes Terminologieproblem: Der Umgang mit dem Wort "ehemalig".
Eigentlich ist es nicht der Umgang mit diesem Wort, sondern der mit Begriffen, die mit der DDR zu tun haben. Ich bin scheinbar nicht der Einzige, dem diese Sprachverhunzung in diversen Medien, bzw. von diversen Personen, die sich öfter in diesen Medien äußern, aufgefallen ist. Man könnte natürlich sagen: Ja und, es gibt sie ja nicht mehr!
Erstens ist das aber nicht die Art und Weise, wie man "ehemalig" gebraucht. Das Wort suggeriert nämlich, daß der bezeichnete Gegenstand oder die Person auch heute noch existiert, nur nicht mehr in dieser Form:
Mein ehemaliger Nachbar wohnt jetzt in Hamburg. Er ist ein ehemaliger Lehrer, der jetzt Autos repariert.
Den Menschen, der einst Lehrer und mein Nachbar war, gibt es also noch, er ist jetzt aber weder Lehrer noch mein Nachbar. Beim Begriff "ehemalig" stellt sich eigentlich immer die Frage: Das war also früher, und was ist heute?
Was ist also mit dem ehemaligen Preußen, mit dem ehemaligen Römischen Reich, mit dem ehemaligen Kaiserreich? Nichts, sagt man so nicht. Alle diese Namen bezeichnen einen Staat, der in einer bestimmten Form zu einer bestimmten Zeit auf einem bestimmten Gebiet existiert hat. Man braucht kein "ehemalig", denn man spricht von Ereignissen, die durch den Namen des Staates lokal und temporal definiert sind.
Wenn etwas aber nicht mehr existiert, dann wird um das auszudrücken eigentlich nicht auf "ehemalig" zurückgegriffen. Ich habe zumindest noch niemanden von seinen "ehemaligen Großeltern" reden hören, wenn er dem Gegenüber klarmachen wollte, daß diese bereits verstorben sind. Denn wenn man die Formulierung "ehemalige DDR" hört/sieht, geht es immer um die DDR, um etwas, was 1949-1990 stattfand, nicht aber um die neuen Bundesländer.
Der Witz ist ja, man könnte im Prinzip korrekt von der "ehemaligen DDR" sprechen - wenn man denn die neuen Bundesländer meint. Die existieren nämlich noch, bzw ist das sozusagen die Form, in der die DDR heute existiert. Das wären dann Sätze wie "Bundeskanzlerin Merkel reist durch die ehemalige DDR, um sich ein Bild von der derzeitigen Arbeitslosigkeit zu machen." Sowas wird man aber kaum zu sehen bekommen. Warum?
Hier sind wir bei zweitens: Wenn man sich so anschaut/anhört, wer dieses "ehemalig" am häufigsten benutzt, dann hat es wohl hauptsächlich den Zweck, allen Hörern oder Lesern noch einmal mit Nachdruck klarzumachen, daß es die DDR nicht mehr gibt. Deshalb gibt es ja auch noch die Variationen "Ex-DDR" und "frühere DDR". Und da muß man sich dann fragen, ob einige Leute wirklich so begriffsstutzig sind, daß sie dies auch ihrer Umgebung unterstellen, oder ob sie ganz einfach eine derartige Angst vor dem "Gespenst DDR" (tolles Timing, Danke Brüssel) haben, daß sie ständig rhetorisches Weihwasser um sich herum versprühen müssen?
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